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Täter. Opfer. Retter: Dramadreieck.

  • Prof. Dr. Hans H. Bass
  • 29. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 30. Mai

Konflikt zwischen drei Personen

Das Dramadreieck beschreibt ein dysfunktionales Grundmuster menschlicher Aktion und Reaktion.


Vielleicht kennen Sie eine Situation wie diese: Ein junges Paar ist bei der Mutter des Mannes zu Besuch. Die vegan lebende junge Frau kritisiert an ihrem Freund, dass er heute Fleisch esse. Die Mutter nimmt den Sohn in Schutz: „Hier kann er mal das essen, was ihm wirklich schmeckt.“ Daraufhin erklärt der Sohn, das sei ja nur ein Scherz der Freundin gewesen, und die Mutter solle sich aus der Angelegenheit heraushalten. Daraufhin die junge Frau: „Sei doch nicht so garstig zu Deiner Mutter!“ Und so ging es ewig weiter…


Mit anderen Worten: Wir werden Zeugen eines Dramas mit wechselnden Rollen. Stephen Karpman, ein Mitbegründer der Transaktionsanalyse, beschrieb solche Konstellationen 1968 als "Dramadreieck".


Es geht um ein häufig vorkommendes Beziehungsmuster zwischen mindestens zwei Personen, die in diesem Muster – auch reihum wechselnd – jeweils die Rolle des Opfers, des Verfolgers (oder „Täters“) bzw. des Retters einnehmen. Sie übernehmen diese Rollen allerdings aus der inneren Notwendigkeit des Musters heraus. Das bedeutet, die Akteure spielen diese Rollen, sind also nicht identisch mit den Rollen.


Das ist insofern wichtig, als die jeweiligen Muster des Dramadreiecks mit den sonstigen Verhaltensmustern der Beteiligten sowohl in Einklang als auch im Widerspruch stehen können. Im Dramadreieck können sich die eingenommenen Positionen schnell wieder verändern (weil ja die Rollen und ihre Darsteller nicht identisch sind); es kann auch zu ganz plötzlichen Rollenwechseln kommen.


Vielleicht mögen Sie unter diesem Gesichtspunkt das obige Beispiel noch einmal lesen? Ein junges Paar ist bei der Mutter des Mannes zu Besuch ist. Die vegan lebende junge Frau (Täterin) kritisiert an ihrem Freund (Opfer), dass er heute Fleisch esse. Die Mutter (Retterin) nimmt den Sohn in Schutz: „Hier kann er mal das essen, was ihm wirklich schmeckt.“ Daraufhin erklärt der Sohn (neuer Täter), das sei ja nur ein Scherz der Freundin gewesen, und die Mutter (neues Opfer) solle sich aus der Angelegenheit heraushalten. Daraufhin die junge Frau (neue Retterin): „Sei doch nicht so garstig zu Deiner Mutter!“ Und so kann es ewig weitergehen…


Die drei Rollen sind in diesem Beispiel auf drei Personen verteilt, aber auch zwei Personen können die drei Rollen abwechselnd untereinander verteilen. Das Dramadreieck beschreibt ein dysfunktionales Grundmuster menschlicher Aktion und Reaktion und die damit verknüpften Verhaltensweisen. Seine Dynamik kann nur durch den „Ausstieg“ aus diesem Karussell gestoppt werden.


Literatur: Stephen Karpman (1968): Fairy tales and script drama analysis. In: Transactional Analysis Bulletin 7 (26), S. 39–43

©2023 by Hans H. Bass, Bremen

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